Ziegenfelle
Jedes Jahr fallen Zehntausende Ziegenfelle an, die nicht genutzt werden. Auf dem europäischen Ledermarkt gibt es dafür leider kaum Nachfrage. Doch ein solch wertvolles Material ungenutzt zu lassen, finden wir viel zu schade.
Einige Ziegenfelle finden ihren Weg aus regionalen Metzgereien ins Lager der G. Neuenschwander Söhne AG (GNS) im Emmental. Der Handel mit Rohfellen ist das ursprüngliche Kerngeschäft der GNS. Vom Ziegen- und Schaffell über das Fell von Wildtieren wie Hirschen, Gämsen und Rehen bis hin zum Fuchsfell – sie alle werden seit über 150 Jahren sorgfältig konserviert, gelagert und gehandelt.
Seit Jahren ist der Handel mit den Fellen aber stark rückläufig – für manche Felle besteht gar keine Nachfrage mehr. Die Ursachen für diese Entwicklung liegen einerseits an den Trends im Konsumentenverhalten: Synthetische, günstigere Alternativen aus Erdöl haben die Naturmaterialien ersetzt, die vegane Lebensweise fördert zudem die Nachfrage nach Kunstleder und -fellen. Andererseits hat sich die Gerbereiarbeit in Niedriglohnländer verlagert. Doch auch für europäische Gerbereien ist es wesentlich preiswerter, ihre Rohware in Asien zu beziehen, anstatt lokale Ressourcen zu verwerten: Auf einem Markt, wo der Preis regiert, zählt jeder Rappen.
All dies hat dazu geführt, dass das Felllager der GNS gewachsen ist – und bald aus seinen Nähten platzt. Es umfasst Tausende von Fellen, welche am Markt “nichts” wert sind und brach liegen.
Dieser Entwicklung möchten wir Gegensteuer geben und lokale Ressourcen nutzen – anstatt sie zu verbrennen. Natürliche Materialien aus der Schweiz sind in unseren Augen um einiges nachhaltiger und zukunftsfähiger als deren Ersatzprodukte aus fossilen Brennstoffen.
Rinderhäute
Die in der Schweiz anfallenden Rinderhäute werden nahezu vollständig weiterverarbeitet, denn sie zeichnen sich durch eine hervorragende Qualität aus und sind daher auf dem europäischen Markt sehr gefragt. Zwei Schweizer Unternehmen wickeln den grössten Teil des Handels ab, wobei rund 90% der Felle nach Italien exportiert werden. Der Rest geht in andere europäische Länder.
Wir sammeln die Rinderhäute in Zusammenarbeit mit verschiedenen Schlachthöfen in den Kantonen Luzern, Bern und Graubünden. Diese Häute stammen ausschliesslich von Tieren aus biologischer, biodynamischer (Demeter) und regenerativer Landwirtschaft, meistens auch aus Mutterkuhhaltung. Durch die enge Zusammenarbeit mit unseren Partnern können wir eine hohe Transparenz über die Herkunft der Tiere gewährleisten.
Schaffelle
Auch der Grossteil der Schweizer Schaffelle wird heutzutage leider entsorgt. Stattdessen werden Felle von Merinoschafen aus Neuseeland und Australien importiert. Dort sind die Schafe das ganze Jahr über draussen, es ist sonniger und wärmer. Das gibt den Fellen eine andere Substanz.
In der Schweiz führen unter anderem die klimatischen Bedingungen dazu, dass die Wolle der Schafe weicher ist und die Tendenz hat zu verfilzen. Obwohl die Wolle der Schweizer Schafe im Allgemeinen ein Wertstoff darstellt, der kaum nachgefragt wird, sind die Schweizer Schaffelle wunderbare Produkte erstklassiger Qualität.
Erst seit wenigen Jahren werden Schweizer Schaffelle wieder vermehrt nachgefragt. Die GNS bezieht die Felle bei regionalen Metzgereien in den Kantonen Bern, dem Wallis und Graubünden. In der hauseigenen Gerberei werden die rohen Felle erst konserviert, bevor sie anschliessend zu wunderbaren Naturprodukten verarbeitet werden.