"Veganes Leder" - gutes Material oder gutes Marketing?

 

Mit der steigenden Nachfrage nach "veganem Leder" gehen viele Missverständnisse einher. Kunstleder gelten gemeinhin als tierfreundlich, da sie ohne tierische Bestandteile auskommen. Doch die meisten veganen Lederalternativen haben nach wie vor einen sehr hohen Anteil von erdölbasierten Komponenten.

Selbst neuere, sogenannte „next-gen Materialien“ kommen selten ohne synthetische Bindemittel oder eine Beschichtung auf PU-Basis aus. Solche synthetischen Komponenten werden aus Erdöl hergestellt, einer schmutzigen Ressource, die endlich ist und keineswegs gut für Mensch, Tier und die Natur.

Nach unserem Verständnis sind die „veganen Leder“, die aktuell auf dem Markt sind, keine verantwortungsvolle Alternative für echtes Leder. Doch bei all den grünen Versprechen blickt heutzutage kaum mehr jemand durch. Was also ist ein gutes Material, und was ist einfach nur gutes Marketing?

Heute möchten wir die beliebtesten Kunstleder vorstellen und erläutern, aus welchen Material sie bestehen und welche Eigenschaften sie haben.

Kaktusleder von Desserto

Desserto ist eine Lederalternative, die aus Kaktusblättern hergestellt wird. Der Anteil an Kaktusblättern variiert - Quellen zufolge beträgt er etwa 13%. Weitere Bestandteile sind Baumwolle, Polyester und Polyurethan, einige davon auf biologischer Basis. Kaktusleder ist weder biologisch abbaubar noch recycelbar.

Apfelleder von Vegatex

Vegatex stellt Kunstleder auf Apfelbasis her. Getrocknete Fruchtschalen aus der japanischen Apfelverarbeitung werden mit Polyurethan gemischt, auf Polyester und/oder Baumwolle aufgetragen und mit einer wasserfesten Beschichtung versehen. Der Apfelanteil liegt je nach Rezeptur zwischen 10-30%. Das Endprodukt ist nicht biologisch abbaubar und schwer zu recyceln.

Ananasleder von Piñatex

Als eine der ersten Lederalternativen auf dem Markt wird Piñatex aus den Fasern von Ananasblättern hergestellt, die mit aus Mais gewonnener Polymilchsäure gemischt werden. Das Faserprodukt hat eine Beschichtung aus PU, die zwischen 10 und 36 % des Gesamtprodukts ausmacht. Zusätzliche chemische Substanzen machen Piñatex weich und flexibel. Aufgrund des hohen Anteils an PU und des Materialmixes ist es weder biologisch abbaubar noch recycelbar.

Pilzleder von Mylo und Reishi

Das bekannteste Pilzleder ist "Mylo", das aus Mycelium und upgecycelten lokalen landwirtschaftlichen Abfällen besteht. Dem Mycelium wird Lyocell und synthetisches Material hinzugefügt, um es in ein Rohprodukt zu verwandeln, das unter anderem von einer deutschen Gerberei gegerbt wird. Während Mycelium selbst erneuerbar ist, ist nicht klar, woraus Mylo genau besteht, aber die PU-Beschichtung auf Wasserbasis ergibt ein Produkt, das nicht biologisch abbaubar ist.