Kunstleder oder Echtleder?
Leder ist zu 100% ein Recyclingprodukt. Schon immer wurde das ganze Tier verarbeitet. Würde die Tierhaut nicht für die Herstellung von Leder genutzt, wäre sie ein Abfallprodukt der Fleisch- resp. Milchindustrie. Insofern ist die Lederproduktion ein gutes Beispiel für ein erfolgreiches Recycling.
Nichtsdestotrotz: Die Lederindustrie steht in Verruf. Intransparente Lieferketten, kritische Arbeitsbedingungen in der Verarbeitung, ein hoher, teilweise gesundheitsschädigender Chemikalieneinsatz bei der Gerbung insbesondere in Fernost, sowie kritische Tierhaltungsbedingungen sind die Gründe dafür. Viele Brands reagieren damit, dass sie auf Kunstleder umstellen – Kunstleder wird aber in der Regel aus Erdöl hergestellt und ist daher aus der Perspektive der Nachhaltigkeit kein Lösungsansatz.
Neuere Produkte wie Modern Meadow – eine biologisch hergestellte, ethische und umweltfreundliche Lederalternative, die auf Rinderkollagen basiert -, Piñatex – ein Kunstleder basierend auf der Ananasfaser – oder Scobytec – ein lederartiges Material aus dem Labor, gezüchtet auf der Basis von bakterieller Nanozellulose – befinden sich derzeit noch in den Kinderschuhen, und sind gleichzeitig in ihrer Haptik und Lebensdauer mit herkömmlichem Leder nicht vergleichbar. Auch benötigen sie in ihrer Herstellung sehr viel Energie und Ressourcen, da sie nicht ohne chemische Zusatzstoffe funktionieren. Diesen neuen Trends stehen wir grundsätzlich offen gegenüber, doch beobachten wir sie kritisch im Hinblick darauf, dass nicht neue Materialien die Lösung sind, sondern eine drastische Reduktion unseres Konsums.
Tierhäute sind ein wesentliches Nebenprodukt der hiesigen Fleisch- und Milchindustrie. Solange der Konsum von tierischen Produkten eine nicht zu verleugnende Tatsache ist, gibt es nichts Sinnvolleres, als die Häute dieser Tiere zu nutzen – anstatt zu verbrennen – und das daraus entstehende Leder als positiven Naturstoff mit einzigartigen und nicht substituierbaren Eigenschaften weiterzuverarbeiten. Unter der Bedingung, die gesamte Wertschöpfungskette in Einklang mit der Natur zu bringen.